Landau, 7. August 2024
C H I L E
+++El Niño verhindert Forschung+++
Anfang Juli wollte der neuseeländische Forscher Thomas Mattern nach Chile reisen, um die Untersuchungen zur Nahrungssuche bei den Inseln Choros und Cachagua fortzusetzen. Mitte Juni informierte der Leiter des Forschungsprojektes, Dr. Alejandro Simeone: “Wir sind von den Brutinseln zurück. Ich muß leider betätigen, dass zur Zeit keine Humboldt Pinguine brüten, weder auf der Insel Cachagua noch auf der Insel Choros. Ich vermute, El Niño wirkt noch stark auf die Produktivität des Meeres und daher steht kein Futter für die Pinguine zu Verfügung. Die Lage wird sich kurzfristig bestimmt nicht verbessern. Wir erwarten auch starken Regen in den kommenden Tage. Wir müssen also bis zum (Süd-)Frühling mit der Zählung der Pinguine und den Untersuchungen zur Nahrungssuche mit GPS Logger und Kameras warten. Ich habe bereits mit Thomas Mattern darüber gesprochen. Wir meinen, dass es sich nicht lohnt, wenn er im Juli nach Chile kommt. … Das sind leider keine tolle Nachrichten. Ich bin aber für das (Süd-)Frühjahr sehr optimistisch”.
+++Literaturwettbewerb „Humboldt Archipel in 110 Worten“
Die Jury hat entschieden und die Siegerinnen im Literaturwettbewerb „Humboldt Archipel in 110 Worten“ bei einem Pressetermin am 31. Juli vorgestellt. In nächster Zeit wird ein Buch mit „Siegertexten“ und Bildern des Archipel gestaltet. Im Oktober sollen dann die Preise „übergeben“ werden, d.h. die 3 Erstplazierten reisen mit Angehörigen nach Pt. de Choros und besuchen den Humboldt Archipel. Förderer des Projektes, das große Aufmerksam erregte und sehr positiv bewertet wurde, ist der Zoo Rostock. (siehe Artikel unter “Projekte in Chile”, 9. August 2024 auf dieser Internetseite).
+++Videopodcast „Sintonia Humboldt“+++
Seit Anfang April hat Sphenisco-Chile gemeinsam mit dem Netzwerk Nivel Ambiental jede Woche eine einstündige Radio-Talkshow „Sintonia Humboldt“ bei Radio Montecarlo gestaltet. Gefördert wird das Projekt vom Bergzoo Halle und Wildlands Adventure Zoo Emmen, Niederlande. Ziel der Sendungen war es, für Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Nach 3 Monaten wurden die Sendungen gründlich bewertet und entschieden das Format zu ändern, um eine bessere Reichweite zu erreichen.
Das Programm "Sintonía Humbold", wird ab dem 12. August als Videopodcast “Sintonia Humboldt“ fortgesetzt. Der Podcast basiert auf Interviews mit Verantwortlichen von Organisationen, Forschern und Autoritäten, die mit Fragen der Umwelt befasst sind. Ziel ist es, sozial-ökologische Fragen zu diskutieren hauptsächlich im Kontext der Aufwertung des Humboldt-Archipels und seines Schutzes. Dabei sollen Bedrohungen, wirtschaftliche Aktivitäten, nachhaltige Initiativen, kulturelles und historisches Erbe, Schutzbestimmungen und deren Effektivität erörtert werden.
Der Videopodcast wird im digitalen Medium „elcomunal“ https://www.elcomunal.cl La Higuera unter dem Menüpunkt „podcast“ und seinen sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram) veröffentlicht. Elcomunal ist die einzige Online-Seite mit Nachrichten aus der Gemeinde La Higuera. Die Podcasts werden außerdem über die sozialen Netzwerke von Alianza Humboldt Coquimbo-Atacama, Defensa ambiental, SpheniscoChile verbreitet. Sphenisco-Chile und das Netzwerk Nivel Ambiental sind bemüht, weitere Online-Zeitungen für die Verbreitung zu gewinnen.
Die ersten Sendungen befassen sich mit der „Área Marina Costera Protegida de Múltiples Usos, AMCP-MU“ (Meeresschutzzone mit verschiedener Nutzung) und der aktuellen Situation des Humboldt-Pinguins respektive der Erarbeitung des Verwaltungs-Plans. Das Programm des Videopodcasts am 12. August wird per Flyer in den sozialen Netzwerken verbreitet.
+++Rettungszentrum+++
Serna pesca (chilenische Fischereibehörde) plant die Rettungsstation auf dem Gelände der Universität Católica del Norte-UCN zu sanieren und gemeinsam mit der Universität zu betreiben. Mittlerweile liegen Pläne und Angebote von Handwerkern vor. Betriebskosten für 1 Jahr wurden ebenfalls überschlägig ermittelt. Es konnte aber (immer) noch nicht geklärt werden, wer das Fachpersonal stellt und die Pflege verantwortet. Sphenisco ist nach wie vor bereit, die Sanierung sowie den Betrieb - zunächst für ein Jahr - zu finanzieren.
+++„Fundación Sphenisco Chile“ in Gründung+++
Am 20. Mai hat Nancy Duman bei der Gemeinde La Higuera die Gründung der „Fundación Sphenisco Chile“ beantragt. Die Prüfungen konnten noch nicht abgeschlossen werden, da geringfügige Änderungen der Satzung erforderlich wurden.
+++Nationaler Plan zur Bewahrung des Humboldt Pinguins+++
Am 26. Juli veröffentlichte das chilenische Umweltministerium einen „Nationalplan zur Bewahrung des Humboldt-Pinguins“. Der Initiative kommt aktuell besondere Bedeutung zu, da der Ausbruch der Vogelgrippe in Verbindung mit einem starken El Niño und anderen Ursachen erst kürzlich etwa 3.000 Humboldt-Pinguine das Leben gekostet hat. Der Plan ist Teil des Species Recovery, Conservation and Management Plan (RECOGE) und soll die bedrohliche Abnahme des Bestandes in Chile bekämpfen (siehe Artikel „Nationaler Plan zur Bewahrung des Humboldt-Pinguins“ unter Projekte in Chile, 5. August 2024 auf dieser Internetseite).
+++Doktoranten Stipendium+++
Ende Juli schickt Dr. Alejandro Simeone die Magisterarbeit von Isabel Bastías. In der Arbeit wird die Überlappung von Fischerei und Jagdgebieten der Humboldt Pinguine zwischen die Fischerei während der Brutzeit untersucht. In der Danksagung schreibt sie: „Ich möchte mich für die Möglichkeit bedanken, diese Arbeit im Rahmen des Projektes "Erforschung der Populationsgröße und des Futtersuchverhaltens von Humboldt-Pinguinen in Chile" durchzuführen. Das Projekt wird durch ein Abkommen zwischen Sphenisco (Deutschland) und der Universidad Andrés Bello (Chile) finanziert.“
Die Daten dieses Projektes sind Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher Arbeiten und Grundlage für Dissertationen. An der Universität Católica del Norte (UCN) in Coquimbo, Bereich Meeresbiologie unter Leitung von Dr. Guillermo Luna arbeitet aktuell die peruanische Studentin Karen Lau A. an einer Doktorarbeit mit dem Thema “Untersuchung des Verhaltens des Humboldt-Pinguins auf See und die Bestimmung von Nahrungsgebieten für die Gestaltung von Schutzmaßnahmen in den wichtigsten Kolonien dieser Art in Chile”. Die Förderung der Doktorantin läuft aus. Es wird zur Zeit beraten, ob und in welchem Umfang die Doktorarbeit Sphenisco fördern kann, damit Karen Lau A. in Chile bleiben und weiter an ihrer Dissertation arbeiten kann.
P E R U
+++Forschung auf den Ballestas Inseln+++
Aus Peru kam Mitte Juli die gute Nachricht "die Humboldt Pinguine brüten." Damit ist der Weg frei für die Untersuchungen "des Bestandes und des Bruterfolges auf den Ballestas Inseln nach Vogelgrippe und El Niño”. Aktuell bemüht sich Acorema um die erforderlichen Genehmigungen. Gefördert werden die Forschungsarbeiten vom Zoo Frankfurt und Vogelpark Marlow.
+++Zählungen 2023 und 2024 an wichtigen Standorten in Peru+++
Sphenisco hat nach den Ergebnissen der Zählung der Population im Jahr 2023 gefragt. In ihrer Antwort erinnerte Señora Milagros daran, dass Peru Anfang 2023 nach dem Rücktritts des Präsidenten in einer politischen Krise war. Es gab damals viele Demonstrationen, die mehrere Wochen andauerten, mit Straßenblockaden und Ausgangssperren. In dieser Situation war es nicht möglich zu reisen. Auch die Partner vom St. Louis Zoo beschlossen, nicht nach Peru einzureisen.
Damals mußte Acorema auch die Untersuchungen zum Bruterfolg auf den Ballestas Inseln (s. Bericht vom 26. Juli 2023) und die Aktivitäten zur Umweltbildung unterbrechen (s. Bericht vom 31. Mai 2023)
Die Zählung 2024 hat planmäßig stattgefunden. Zur Zeit bereitet das Forscherteam den obligatorischen Bericht vor. Wenn er vorliegt, wird Sphensico berichten.
+++Untersuchung der Nahrungssuche in Peru+++
Aktuell beraten Ursula Ellenberg, Thomas Mattern (beide Universität Otago, Dunedin, Neuseeland), Acorema und Sphenisco, ob auch in Peru Untersuchungen zur Nahrungssuche der Humboldt Pinguine durchgeführt werden können. Ziel wäre es auch in Peru, Meeresgebiete zu identifizieren, in denen Humboldt Pinguine jagen, und ihr Jagdverhalten zu dokumentieren. Die Ergebnisse könnten mit den chilenischen verglichen und so geklärt werden, welche Merkmale des Jagdverhalten Anpassungen an den jeweiligen Lebensraum und welche generalisierbar sind. Zur Zeit werden geeignete Brutkolonien gesucht. Señora Milagros möchte die Untersucchung nicht in der Kolonie Punta San Juan realisieren, da dort häufig Forschungsarbeiten durchgeführt werden. Auf den Ballestas Insel sind die Untersuchungen nicht möglich, da die Inseln unzugänglich sind.
E U R O P A
+++Artenschutztag Zoo Frankfurt+++
Am 14. Juli veranstaltete der Frankfurter Zoo einen Artenschutztag und fragte „Wie funktioniert Artenschutz? Wie können wir die Vielfalt an Pflanzen und Tieren bewahren und wie können wir dem zunehmenden Verlust an Biodiversität entgegenwirken?“ Wie in den vergangenen Jahren war Sphenisco mit einem Infostand nahe der Pinguinanlage vertreten. Der Stand wurde von Elke Gerriets und Klaus Blumer betreut.
„ ... Unser Infostand wurde immer besonders gut nach den Fütterungen der 42 Humboldtpinguine besucht. Kinder und Erwachsene machten mit beim Artenschutzquiz des Zoos. Unsere Quizfrage „Wie kann jede*r von uns helfen, den bedrohten Humboldtpinguin zu schützen?“ wurde immer richtig gelöst, wobei die Antwort „Verzicht auf Guanodünger“ ein guter Gesprächsanlass war. Die Kinder, aber auch viele Erwachsene konnten mit dem Begriff Guano wenig anfangen, so dass wir, Klaus Blumer und Elke Gerriets über die Brutbedingungen auf den Inseln und an der Küste Chiles und Perus und die Bedeutung des Guanos/des Vogelkots für das Bauen der Nisthöhlen informieren konnten. Großes Interesse fanden auch die Pinguin-Anstecknadeln, die der Frankfurter Zoo unserem Verein zur Verfügung gestellt hatte. Die Besucher*innen spendeten gerne für die Anstecknadel, um die Umweltbildung und Forschungsprojekte in Peru und Chile zu unterstützen.“ berichtet Elke Gerriets.
+++Tierpark Hellabrunn „Klima, Tier und wir“+++
Der Aktionstag „Klima, Tier & Wir“ am 27. Juli im Tierpark Hellabrunn stand im Zeichen des Klimaschutzes. Als einer der zentralen Herausforderungen unserer Zeit ist der Klimawandel nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Tier- und Pflanzenwelt eine der größten Bedrohungen. Ziel des Aktionstags war es, laufende Projekte im Umwelt- und Artenschutz vorzustellen und praktische Handlungstipps für den Alltag mitzugeben.
Verschiedene Umwelt-, Natur- und Artenschutzorganisationen beteiligten sich mit eigenen Ständen. Der Tierpark gestaltete einen eigenen Stand zum Humboldt-Pinguin. An diesem Stand informierten ehrenamtliche Artenschutz-Botschafter über die hervorragende, erfolgreiche und unermüdliche Arbeit von Sphenisco in Chile und ACOREMA in Peru.
Die Artenschutz-Botschafter wiesen vor allem auf die Bedrohungen hin: Rückgang der Fischbestände durch Überfischung, Beifang, Guano-Abbau, Meeresverschmutzung und Klima-Phänomene wie z.B. „El Niño“ im Jahr 2023/2024.
Ein kleiner immer hungriger Mitarbeiter – ein Plüsch-Pinguin – wurde zum absoluten Liebling der kleinen Besucher. Er leistete den Artenschutz-Botschafter tatkräftige Hilfe am Stand und mit seiner Spendenbox bat er die Besucher um eine kleine Spende für seine Verwandten in Chile und Peru.
Weitere Aktionen an diesem Tag waren eine Bastelaktion für Kinder und eine Quiz-Rallye bei der es etwas zu gewinnen gab.
Francisco Ruiz
+++Volontäre für Chile und Peru+++
Bei der Mitgliederversammlung Ende Juni wurde angeregt, für Volontariate in Chile und Peru zu werben. Sphenisco hat bei Acorema nachgefragt. Laut Señora Milagros sind Volontäre willkommen und würden zunächst einfach an laufenden Aktivitäten teilnehmen. Wenn sie mit der Arbeit vertraut sind, werden ihnen passende Aufgaben übertragen. Señora Milagros nannte folgende Voraussetzungen: ausreichende Spanisch-Kenntnisse, selbstständige Anreise, selbstständige Organisation von Unterkunft und Verpflegung.
Wenn die geplante Rettungsstation auf dem Gelände der Universität Católica del Norte-UCN (s. oben) realisiert wird, wäre auch dort ein Einsatz von Volontäre hilfreich. Die Bedingungen wären die gleichen wie in Peru.
+++Seminar zur Nachhaltigkeit+++
Am 13. Juli stellte die Studentin Hanne Spanier die Arbeit von Sphenisco im Rahmen eines Seminars über nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) vor. Für ihre Präsentation hatte Frau Spanier sich bei Werner Knauf informiert. Im Seminar selbst ergänzte Werner Knauf die Präsentation und beantwortete ausführlich Fragen. Die Teilnehmer waren sehr beeindruckt von der Arbeit von Sphenisco.
+++Überraschende Förderung+++
Anfang Juni meldet sich völlig überraschend die Roswith Linden Stiftung aus Berlin https://www.lindenstiftung.de/ueber-die-lindenstiftung bei Sphenisco und bat um ein persönliches Gespräch über Projekte des Vereins. Nach einem ausführlichen, informativem Gespräch mit der Mitarbeiterin Frau Dinkel entschied die Stiftung sehr kurzfristig, die Arbeit von Sphenisco zu fördern und stellte erhebliche Mittel zur Verfügung. Sphenisco bedankt sich für die freudige Überraschung und das große Vertrauen.
+++Spenden, Spenden, Spenden+++
Im Juni und Juli erhielt Sphenisco außerdem Spenden vom Zoo Dublin, Zoo Emmen Wildlands, Rhenen Zoo Foundation, Zoo Köln, Zoo Berlin, Kathrin Ballenthin, Francisco Ruiz V. (Spenden anlässlich seines Geburtstages), Margarete Obermeyer, Andrea & Karl Ramsel, Oliver Endwein, Anja Seifen, Margret Schneider-Lange. Herzlichen Dank an alle!
W.K.