Oberkirch 15. Juli 2024.
Samstag, 29.6.2024, kurz vor 14 Uhr. Puh, ein schattiges Parkplätzchen gefunden, sogar in Zooeingangsnähe! Was für ein Glück – bei annähernd 30 Grad. Heute ist es wieder soweit: Kolonietreffen der Pinguinfreunde aus Nah und Fern. Wie jedes Jahr traditionell im Pfälzer Habitat, dem Landauer Zoo.
Im hitzebedingt zeitlupenartigen Watschelgang erreiche ich unsere vertraute Gruppenhöhle, die Zooschule, und begrüße mit wiedersehensfreudigem Flügelschlag die bereits munter durcheinander schnatternden Freunde. Schnell wird klar: Das begehrteste Objekt an diesem Tag ist der kleine rosafarbene Handventilator! In der Kategorie „beliebtester Ort“ macht die Wasserbar im Flur den ersten Platz. Verdient. Ja, man kann es evtl. aus den Zeilen herauslesen: Es ist mal wieder heiß. Sehr heiß. Und schwül. Sehr, sehr schwül. Puh. Das scheinen selbst die Seelöwen in den Videoausschnitten aus Chile zu spüren, denn sie gähnen, was das Zeug hält. Hatten wir eigentlich je eine Mitgliederversammlung bei herrlich schlechtem Wetter?
Während wir damit rechnen, dass jeden Moment Sauerstoffmasken aus der Deckenverkleidung fallen, die wir zuerst uns selber und danach unseren zerfließenden Sitznachbarn überziehen würden, folgen wir mit ungebrochener Aufmerksamkeit Alejandros Bericht zum mäßigen Bruterfolg der chilenischen Humboldtpinguine. Die hatten es in der letzten Saison auch nicht leicht, wegen El-Niño. Dieses zyklisch wiederkehrende Wetterphänomen treibt warme, nährstoffarme Wassermassen nach Südamerika, in denen die Pinguine kaum noch Fische finden. Als wäre dies noch nicht schlimm genug, kam auch noch die Vogelgrippe. Noch mehr Stress für unsere gebeutelten Frackträgerchen. Jetzt gibt es Hoffnung, El-Niña wird erwartet. Haltet durch, amigos!
Eins muss man unserem kuscheligen Versammlungsraum lassen: Die Technik ist top! „Der W-Lan“, jener legendäre, bis heute anonym gebliebene Saboteur aus der Vergangenheit, hat sich nie mehr blicken lassen. Somit funktioniert die Übertragung heute reibungslos und wir sitzen im nächsten Augenblick gefühlt vor Ort bei Nancy in Chile, welche die Bedeutung des neuen Regierungsprogramms für die von Sphenisco angestrebte Meeresschutzzone einschätzt. Der Anblick des gestochen scharfen Videobildes treibt uns allerdings nun auch die letzten Schweißtropfen aus den Poren, denn unsere Südhalbkugel-Mitarbeiterin schützt sich mit 3 Fleeceschichten plus Halstuch vor der dortigen Winterkälte! Dies wäre vielleicht der Moment, um den Bildschirm zu teilen und parallel eine antarktische Landschaftsaufnahme mit Kaiser- oder Eselskollegen einzublenden, denn visuell unterstützte Autosuggestion kann, finde ich, auch ein bisschen kühlen … Zwischendurch werden aktualisierte Unwetterwarnungen durchgegeben, denn am Abend ist, man glaubt es kaum, mit Starkregen, Unwettern, Monsterhagelkörnern und Tornados zu rechnen! Nicht schön fürs EM-Spiel, auch nicht fürs Heimfahren und noch weniger fürs gemütliche Beisammensitzen im Biergarten.
Wir schalten noch einmal zu Alejandro nach Santiago. Er stellt in Aussicht, zu Optimierungszwecken eine zusätzliche Pinguinzählung zukünftig vielleicht zeitgleich mit dem peruanischen Zählteam durchzuführen. Und sich dabei einheitlich auf die mausernden Tiere zu fokussieren. Wie gerne würde ich mich jetzt auch mal eben mausern… Spontan prasseln zahlreiche Hiwi-Angebote aus der anwesenden Mitgliederrunde auf Alejandro ein, ha! Alle wieder wach und startklar für ein Abenteuer! Es folgt ein kurzer Wetten Dass…? - Moment, als Werner beiläufig die Einhaltung der „Sendezeit“ prüft.
Danach Pause, ab zum Kiosk und Eis kaufen! Gleich 2 hintereinander! Kurz friert die kalte Köstlichkeit an der Lippe fest, dann tropft sie auch schon davon. Kurzer Gedankenaustausch, ob man noch „kalte Pommes“ bestellen sollte… Idee verworfen, zurück zur Zooschule. Im Vorbeigehen ein Blick auf die Affen: Die hängen heute eindeutig auch durch. Teil 2 der MV: Rückblick auf die Tätigkeiten in Europa, Chile und Peru. Bei dem Wort „Meeresschutzzone“ schweife ich mehrmals in Gedanken ab und schaukle mit meiner Langnese-Luftmatratze auf kühlen Meereswellen, bei einer frischen pazifischen Brise…. Eine letzte Hitzewallung holt mich ins Hier und Jetzt zurück: Der Kassenbericht! Wow, was für eine Spendenbereitschaft, wieder einmal! Pingus, ihr könnt euch auf die Fortführung der bestehenden Unterstützungsprojekte freuen! Und an neuen wird es auch nicht fehlen!
Das war wieder ein tolles, interessantes und kurzweiliges Sphenisco Treffen und ein wohltuendes Wiedersehen mit allen Mitpingus. Die Gruppe teilt sich in Noch-mit-zum-Essen-Geher und Heimfahrer. Natürlich nicht ohne einen Abstecher an Werners mitgebrachter Pinguinsammlung vorbei, von der Teile aus praktischen Gründen neue Besitzer suchen, sowie die vorab bestellten Kisten Pinguinwein mit der Ramsel‘schen Sackkarre aus der Zooschule zum eigenen Kofferraum zu bugsieren. Danach Ausklang in netter Runde im bewährten Hoppeditzel in Impflingen. Hasta la próxima!
Nicole Bertram