Projekte in Chile

Staatliche Fachdienste kritisieren Dominga Projekt massiv (1)

Staatliche Fachdienste kritisieren Dominga Projekt massiv (1)

Santiago, Landau 3. Januar 2023. Umwelt, Gesundheit, Unterstaatssekretariat für Fischerei, CONAF, Generaldirektion für Wasser und die Dienststelle für Landwirtschaft und Viehzucht haben jetzt ihre Bedenken gegen das Bergbau- und Hafen-Projekt dargelegt. Die Stellungnahmen sind notwendig, damit das Ministerkomitee über Genehmigung oder Ablehnung der Pläne der Firma Andes Iron abstimmen kann.

"Dieses Staatssekretariat legt eine ungünstige Umweltbewertung des Dominga-Projekts nahe", "es ist klar, dass es nicht den geltenden Umweltvorschriften entspricht", "es gab während des gesamten Prozesses keine angemessene Definition des Wirkungsbereiches, dadurch wurden  wissenschaftliche Argumentationen verhindert", so lauten einige der Schlussfolgerungen verschiedener staatlicher Dienste, die ihre Stellungnahmen dem Ministerkomitee vorgelegt haben. Dieses Gremium muss über die Zukunft des Hafen- und Bergbauprojekts der Firma Andes Iron entscheiden.

Die jetzt im Internet veröffentlichten Stellungnahmen bilden die Grundlage für die Entscheidung der Minister für Umwelt, Landwirtschaft, Wirtschaft, Energie, Bergbau und Gesundheit (Ministerkomitee). Der Termin für die Entscheidung steht noch nicht fest.

Die Subsecretaría del Medio Ambiente (regionales Umweltministerium) weist darauf hin, dass die Firma Andes Iron in dem von ihr ausgewiesenen Wirkungsbereich Gebiete nicht berücksichtigt hat, in denen emblematische Arten des (Humboldt-)Archipels wie der Humboldt-Pinguin, der Garnot Sturmvogel und der Meeresotter leben. Deshalb kann "nicht ausgeschlossen werden, dass das Projekt erhebliche Auswirkungen auf das Ökosystem haben wird". Darüber hinaus warnt die Subsecretaría del Medio Ambiente vor unzureichenden Ausgangsdaten, insbesondere in Bezug auf Wale, und kommt zu dem Schluss, dass die Maßnahmen zur Abschwächung, Entschädigung und Wiedergutmachung für die von dem Projekt betroffene geschützte Meeresfauna nicht ausreichend sind.

CONAF kritisierte erneut, dass das Unternehmen den Wirkungsbereich des Projekts nicht angemessen bestimmt, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht berücksichtigt und keine grundlegende Erhebung über geschützte Arten im Nationalen Schutzgebiet des Humboldt-Pinguins durchgeführt hat.

"Die Wissenschaft hat eindeutig nachgewiesen, dass die gesamte Bucht des (Humboldt-)Archipels, in der der Hafen geplant ist, ein wichtiger Nahrungs-, Rast- und Brutplatz für Vogelarten ist, die im Nationalen Schutzgebiet des Humboldt-Pinguins und auf den Inseln des Archipels nisten", argumentierte die Behörde, die auch für Schutz und Verwaltung des nationalen Schutzgebiets zuständig ist. Darüber hinaus warnt sie vor Auswirkungen von Unterwasserlärm und Lichtverschmutzung, die kurzfristig zum Aussterben des Yunco (Garnot Sturmvogel - Pelecanoides garnotii) führen könnten. Der Yunco nutzt das Gebiet zum Brüten.

Das Untersekretariat für Fischerei und Aquakultur (Subpesca) wies darauf hin, dass die von dem Unternehmen vorgelegten Informationen "weder ausreichend noch angemessen" seien, um die Auswirkungen des Projekts auf schwach mobile Arten der Gezeiten- und Subtidalgemeinschaften (2) zu erfassen. Das gilt besonders für sensible Arten, von denen die Küstengemeinden besonders abhängig sind. Das Untersekretariat stellt weiter fest, dass Andes Iron nach der Umweltverträglichkeitsprüfung einige Maßnahmen zur Abmilderung der Auswirkungen von Entsalzungsanlagen vorgeschlagen hat, die Subpesca nicht bewerten konnte. Das gilt besonders für die benthischen (3) Ressourcen des (Bewirtschaftungs-)Gebiets, die von großer Bedeutung für die handwerklichen Fischer sind.

Servicio Agrícola y Ganadero-SAG (Dienststelle für Landwirtschaft und Viehzucht) stellte seinerseits mehrere Aspekte des Projekts in Frage: In erster Linie den unzureichend bestimmten Wirkungsbereich und das Versäumnis, den synergetischen und kumulativen Effekt mit dem Projekt Cruz Grande und dessen Auswirkungen auf die Meeresfauna zu bewerten. Zweitens die unzureichende Datenbasis aus "nur zweitägigen Beobachtungen" im Winter, ohne fachlich zu begründen, dass "die Intensität und der Zeitpunkt der Beobachtung angemessen sind". Außerdem bezeichnet die SAG die Maßnahme zur Abschwächung der Auswirkungen von Ölunfällen auf die Fauna als "unzureichend".

Die Generaldirektion für Wasser (DGA) kritisierte den Eingriff in die Grundwasserströme von Los Choros und äußerte sich besorgt über schwerwiegende Mängel in den von Andes Iron vorgelegten Informationen. Die Mängel hindern die Generaldirektion, sicherzustellen, dass alle wesentlichen negativen Auswirkungen hinsichtlich des Schutzes der von dem Projekt betroffenen Grundwasserströme korrekt ermittelt wurden. In Stellungnahmen äußerten Bürger große Sorgen um Stabilität, Verfügbarkeit und Qualität des Wassers aus dem Los Choros-Grundwasserstrom, der verschiedene Ökosystemleistungen erbringt. Dazu gehören die Bewässerung des Tals und die Nutzung des Grundwasserstroms für die ansässige Landwirtschaft.

Das Gesundheitsministerium äußerte Bedenken hinsichtlich der Bewertung der Auswirkungen von Feinstaub und Gasen, die durch Arbeiten und Aktivitäten im Rahmen der Initiative entstehen würden. Nach Angaben des Unternehmens würden die atmosphärischen Emissionen von Dominga keine nennenswerten Veränderungen der Luftqualität verursachen. Der Staatssekretär für Gesundheit weist jedoch darauf hin, dass die bei der Umweltverträglichkeitsprüfung des Projekts im Jahr 2013 verwendete Norm nicht mehr in Kraft ist und durch eine anspruchsvollere Norm aus dem Jahr 2021 ersetzt wurde.

Die veröffentlichten Berichte liegen den Ministern vor, es fehlt lediglich eine Stellungnahme des Energieministeriums.


Es sei daran erinnert, dass das Bergbau- und Hafenprojekt Dominga im Jahr 2017 sowohl auf regionaler Ebene als auch vom Ministerkomitee während der Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet abgelehnt wurde. Andes Iron beschloss aber, gegen diese Entscheidungen zu klagen. Nach zwei Instanzen, vor dem Umweltgericht und dem Obersten Gerichtshof, hat der Corte Suprema die Entscheidung an das Ministerkomitee verwiesen, das in Kürze über Bestätigung oder Ablehnung des Projektes Dominga abstimmen muss.

Übersetzung G. & W.K.

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(1) Der Artikel „Servicios técnicos emiten duros informes contrarios al proyecto Dominga“ aus der Internetzeitung El Mostrador vom 30. Dezember, 2022 zitiert zahlreiche Kritikpunkte der Fachdienste. Der Beitrag informiert aber nicht über die Widersprüchlichkeit verschiedener Stellungnahmen. So übernimmt z.B. die Subsecretaría del Medio Ambiente (regionales Umweltministerium) unkritisch das Narrativ von der Schaffung von zahlreicher Arbeitsplätzen. In Wirklichkeit wurde wiederholt nachgewiesen, dass die Bilanz negativ ist. Langfristig gehen durch das Projekt Dominga mehr Arbeitsplätze u.a. in der Fischerei und im Tourismus verloren als neue geschaffen werden.

Der Artikel benennt viele Kritikpunkte, die seit Jahren von Natur- und Umweltschützern vorgetragen werden, er geht aber nicht auf die Wiedersprüche in den Stellungnahmen ein.

(2) Tiefenzone der Ozeane von der Untergrenze der Gezeitenzone (Intertidal) bis zur Schelfkante in etwa 200 m Wassertiefe.

(3) alle Lebensformen, die im und auf dem Sediment oder den Felsböden von Gewässern siedeln. 

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